Endodontie
Zu den Behandlungsschwerpunkten unserer Praxis zählt seit 2021 die Endodontie. Dieser Bereich der Zahnmedizin beschäftigt sich mit der Behandlung von Erkrankungen des Zahninneren und wird landläufig auch Wurzelkanalbehandlung genannt.
Um die endodontische Behandlung zu verstehen, ist es hilfreich, einiges über den Aufbau des Zahnes zu wissen.
Im Zahninneren befindet sich die Pulpa. Die Pulpa enthält Blutgefäße, Nerven und Bindegewebe und bildet während der Entwicklung des Zahnes die umliegenden harten Schichten (Schmelz und Dentin).
Die Pulpa reicht von der Zahnkrone bis zum Wurzelende. Sie ist wichtig für das Zahnwachstum und die Entwicklung des Zahnes. Der voll ausgebildete Zahn kann jedoch ohne Pulpa im Mund verbleiben, weil er weiterhin von dem umgebenden Knochengewebe erhalten wird.
Eine Entzündung oder Infektion des Zahninneren (Endodont) kann unterschiedliche Gründe haben: tiefe Karies, wiederholte (notwendige) zahnärztliche Behandlungen oder auch Frakturen und Brüche (Cracks) im Zahn. Manchmal entzünden sich auch Nerven (Pulpa), auch wenn keine sichtbaren Gründe dafür vorliegen. Wenn die Entzündung des Nervs nicht behandelt wird, kann es sowohl zu Schmerzen, Abszess als auch zu einer Schädigung und Entzündung des Kieferknochens führen. Häufig sind jedoch keine Symptome vorhanden und die Entzündungen stellen sich erst im Rahmen einer röntgenologischen Routineuntersuchung dar.
Ist die Pulpa entzündet oder durch Bakterien infiziert ist eine Wurzelkanalbehandlung notwendig. Und genau darauf haben wir uns spezialisiert!
Unser oberstes Ziel ist dabei, die erkrankten Zähne im Zahnsystem zu erhalten, damit seine Integrität und Ästhetik weiter bestehen bleiben können!
Die moderne Wurzelkanalbehandlung
Bei einer diagnostizierten Entzündung des Zahninneren ist ein Hohlraumsystem betroffen, in dem sehr komplizierte und unterschiedliche Strukturen zu finden sind. Das Wurzelkanalsystem besteht aus vielen kleinen Verästelungen, die zum Teil kleiner als haarfein sind. Herkömmliche Techniken aus der Endodontie können meist nur einen Teil des Systems erreichen. Mit Hilfe unserer Erfahrung und des Operationsmikroskopes können versteckte Bereiche aufgefunden und von Bakterien und erkranktem Gewebe gereinigt werden.
Die erstmalige Wurzelkanalbehandlung wird in der Regel in zwei Behandlungssitzungen durchgeführt und umfasst folgende Schritte. Damit die Behandlung schmerzfrei durchgeführt werden kann, wird der Zahn häufig örtlich betäubt. Im Anschluss wird an dem Zahn ein kleines elastisches Spanngummituch angebracht (Kofferdam), um ihn während der Behandlung frei von Speichel und Bakterien zu halten. Die Zahnkrone wird eröffnet und die Nervhöhle (Pulpakammer) gereinigt. Anschließend werden die Wurzelkanäle aufgesucht und mit kleinen Feilen erweitert. Dieses „Erweitern“ ermöglicht die Reinigung und Desinfektion des gesamten Wurzelkanalsystems. Dies erfolgt mittels Ultraschallunterstützten Spüllungen
Nach der Ausformung, Reinigung und Desinfektion wird der Hohlraum mit einem plastischen versiegelnden Material gefüllt. Als letzter Schritt wird der Zugang in der Zahnkrone mit einer bakteriendichten und stabilen Füllung verschlossen. So vorbereitet kann der Zahn wieder aufgebaut oder im Regelfall mit einer Krone versorgt werden.
Wurzelkanalbehandelte Zähne können grundsätzlich genauso lange wie nicht wurzelkanalbehandelte Zähne erhalten bleiben – im Idealfall also ein Leben lang. Da jedoch die Wurzelkanalbehandlung eine der kompliziertesten zahnmedizinischen Eingriffe darstellt, ist es möglich, dass eine Wurzelkanalbehandlung in einigen Fällen nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Bleiben trotz aller Sorgfalt Bakterien, Gewebereste und unbearbeitete Kanalbereiche zurück, können sich Mikroorganismen erneut vermehren und eine Knochenentzündung an der Wurzelspitze verursachen. Auch eine verzögerte Restauration, erneute Karies oder Frakturen des Zahnes sowie der Füllung können zu wiederkehrenden Entzündungen führen.
Dank der modernen Endodontie ist selbst dann noch nicht alles verloren! Denn eine alte Wurzelfüllung lässt sich entfernen und erneuern, was den Erhalt des Zahnes ermöglicht. Überdies können wir heute mit unseren Mikroskopen nach zusätzlichen Wurzelkanälen suchen oder mit Hilfe von Ultraschall verkalkte Kanäle freilegen.
Die Verwendung eines Kofferdams während der Wurzelkanalbehandlung ist Teil des aseptischen, also keimfreien Konzepts, das für den Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung grundlegend ist. Der Kofferdam ist ein kleines Gummituch aus Latex (es ist auch latexfreier Kofferdam erhältlich) mit einer hohen Elastizität. Nachdem mit einer Lochzange eine Aussparung in den Kofferdam gestanzt wurde, wird dieser mithilfe einer Halteklammer am zu behandelnden Zahn so fixiert, dass der Zahn anschließend für den Zahnarzt in der Mundhöhle sichtbar ist. So kann der mit vielen Bakterien versetzte Speichel aus dem Mund des Patienten nicht in den Zahn gelangen und diesen mit weiteren oder erneuten Bakterien verunreinigen. Für den Patienten bietet der Kofferdam einen gewissen Behandlungskomfort und Sicherheit, denn Spülflüssigkeiten können z.B. direkt von der zahnärztlichen Assistenz abgesaugt werden, ohne in den Mund des Patienten zu gelangen. Atmen und Schlucken werden durch den Kofferdam nicht beeinträchtigt. Außerdem werden das Verschlucken und Einatmen von Materialien und Instrumenten verhindert. Dem Behandler bietet der Kofferdam – neben des Vermeidens einer bakteriellen Kontamination des Wurzelkanals – vor allem einen besseren Zugang zum Zahn und bessere Sicht in die Wurzelkanäle sowie die Möglichkeit vollständigen Trocknens des Zahnes, welches Grundlagen für eine erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung sind. Der Kofferdam ist dabei ein wichtiges Hilfsmittel für eine erfolgreiche endodontische Behandlung!
Mithilfe des Mikroskops wird die Behandlungsqualität und damit die Erfolgsprognose für den behandelten Zahn deutlich erhöht: Nur mit dem Mikroskop und seiner starken Vergrößerung können dünne Kanäle und Risse aufgefunden werden und präzise behandelt werden.
Darüber hinaus werden die Wurzelkanäle mit dem Mikroskop optimal ausgeleuchtet. Eine ausgezeichnete Sicht ist Voraussetzung für exaktes Arbeiten.
Vorweg sei gesagt, dass es in der Biologie keine 100% Garantie geben kann. Aber die Chance einen Zahn langfristig zu erhalten, liegt bei deutlich über 90%, wenn die Pulpa entzündet ist.
Sollte bereits eine umfassende Entzündung des Kieferknoches vorliegen oder eine erneute Wurzelkanalbehandlung notwendig sein, dann ist die Erfolgsaussicht auch nur minimal reduziert.
Ist die Pulpa eines Zahnes entzündet bzw. infiziert oder liegt bereits eine Entzündung des Kieferknochens vor, besteht die einzige Alternative zur Wurzelkanalbehandlung in der Entfernung des betroffenen Zahnes. Um die Kaufunktion wieder herzustellen und eine allmähliche Fehlstellung der Nachbarzähne zu verhindern, muss der entfernte Zahn durch ein Implantat oder eine Brücke ersetzt werden. Die langfristige Erfolgsaussicht von Alternativen zum Zahnerhalt ist nicht besser.
Egal wie leistungsstark moderner Zahnersatz sein kann, nichts ist besser wie ein natürlicher Zahn!